Die Ilztalbahn auf der Innotrans

Alle zwei Jahre trifft sich die Eisenbahnwelt auf der weltweit größten Fachmesse in Berlin. Vom 18. bis zum 21. September war die Innotrans für über 3.000 Ausstellern und mehr als 160.000 Besucher geöffnet. Die Ilztalbahn war selbstverständlich dabei!

Großes Interesse fand der Ideenzug der DB Regio, in dem viele neue Ansätze zur zukünftigen Inneneinrichtung von Schienenfahrzeugen getestet werden. Besonders freut uns natürlich, dass die Kollegen von der Südostbayernbahn das Projekt maßgeblich vorangebracht haben.

Der Ideenzug von außen: Das Modell ist einem (etwas zu geräumigen) Doppelstockzug nachempfunden

Im Zug finden sich zahlreiche unterschiedliche Reisebereiche mit denen die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen abgedeckt werden sollen. Manche Konzepte sind dabei vielleicht ein bisschen zu weit vorausgedacht, so gibt es im Ideenzug z.B. auch ein Fitnessstudio. Aber auch das bisherige Zweiklassenprinzip wird aufgehoben. Zukünftig sollen besondere Komfortmerkmale einzeln zubuchbar sein.

Die „erste Klasse“ des Ideenzuges: Ein kleiner Vorgeschmack auf das zukünftige Reiseerlebnis im Ilztal?

Besonders erfreulich ist die Einbindung eines richtigen Kinderbereichs. Neben Platz für Kinderwagen bietet dieses Abteil vor allem ein richtiges Klettergerüst. Im Schweizer InterCity gibt es bereits seit längerer Zeit solche Bereiche, die dafür sorgen dürften, dass zumindest für Kinder die Eisenbahn wieder das Verkehrsmittel Nummer Eins wird. Und die Erfahrungen der Kindheit prägen fürs Leben…

Das Kinderabteil im Ideenzug

Fachkundige Führung durch das Modell

Insgesamt macht das Projekt einen vielversprechenden Eindruck. Es ist sehr zu begrüßen, dass sich die Deutsche Bahn Gedanken über eine weitere Verbesserung des Reiseerlebnisses auf der Schiene macht und sich dabei auch noch Dialogbereit und offen für Anregungen zeigt!

Ganz anders dagegen leider das Bild auf dem Außengelände, wo sich zahlreiche Züge dem Fachpublikum präsentieren. Es ist teilweise schockierend, mit welche Ignoranz Besteller, Aufgabenträger und Hersteller die Inneneinrichtung von Schienenfahrzeugen planen. Offensichtlich arbeiten hier die Konstrukteure und Designer komplett aneinander vorbei und haben selten einen Zug von innen gesehen.

Ein Beispiel für missratene Inneneinrichtung am Beispiel des ÖBB Talent 3: Weil Fensterteiler und Sitzplatzabstand nicht aufeinander abgestimmt sind, bleibt den Fahrgästen nur der Blick auf den Fensterbalken, ein sogenannter „Wandfensterplatz“. Zur Rettung der ÖBB sei allerdings gesagt, dass der Talent 3 insgesamt doch überzeugen kann.

Einziger Lichtblick waren zwei für das Schweizer Eisenbahnnetz bestimmte Züge mit dem Traverso für die Südostbahn (SOB) und der Worbla-Meterspurzug für die Regionalbahn Bern – Solothurn (RBS). Letzterer zeigt den intensiven Abstimmungsprozess zwischen Betreiber und Hersteller, den wir bei deutschen Zügen so schmerzlich vermissen. Hier ein kurzer Einblick: https://www.rbs.ch/projekte/worbla

Ein Blick in den Traverso der Südostbahn, auf deutsche Verhältnisse übertragen ein Regionalexpress. Bequeme Sitze, große Fenster, ansprechendes Ambiente. Der Vergleich mit dem Donau-Isar-Express ist frustrierend, dabei kostet die Inneneinrichtung nur einen Bruchteil des Neupreises eines solchen Zuges.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die deutschen Hersteller und Betreiber von den positiven Ideen zur Gestaltung von Zügen inspirieren lassen und von den zuständigen Aufgabenträgern die richtigen Impulse gesetzt werden.

2 Kommentare
  1. Ralf G.
    Ralf G. sagte:

    Der Desiro ist hinsichtlich Nichtfesnterplätze aber auch Durchgängigkeit geradezu ein Waisenknabe gegen die Fahrzeuge „Pop“ (Alstom) und „Rock“ (Hitachi, ex. Ansaldo-Breda) (Innenraumbilder http://schienentouren.ralf-gunkel.de/wp-content/uploads/2018/09/20180919_103921_km1490674826138477982-1024×1024.jpg) für FS Trenitalia. Derart blödsinnige Sitzanordnungen habe ich nicht einmal in den Wagen des total verbauten und engen Skoda Dosto für den RE M-N entdeckt.
    Gegen diese drei Garnituren hoben sich die Stadler Fahrzeuge aber auch der Newag Triebwagen positiv ab. Selbst die gezeigten und im kleinen britischen Profil liegenden Fahrzeuge von Stadler und Siemens sind dagegen eine Wohltat.

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