Rückblick auf ein turbulentes Ilztalbahnjahr 2021
Auch im elften Jahr nach der Reaktivierung haben wir wieder einen erfolgreichen Freizeitverkehr anbieten können, und das trotz denkbar ungünstiger Umstände. Zeit also für einen Rückblick auf die Saison 2021!
Zunächst der Verweis auf unsere offizielle Pressemitteilung vom 13. Januar, in der wir unsere wesentlichen verkehrspolitischen Positionen wiederholen: Pressemitteilung „Ilztalbahn nach schwieriger Saison vor neuen Herausforderungen“
Auf Herausforderungen und Probleme der Saison 2021 soll an dieser Stelle nur kurz eingegangen werden. Es gehört schon besonders viel Pech dazu, dass, gerade als Corona einen Fahrbetrieb wieder möglich machte, der Brückenschaden bei Schiefweg unsere Planungen über den Haufen warf. In der Folge mussten wir ein Ersatzkonzept auf die Beine stellen, das den Saisonstart auf den Beginn der Sommerferien rutschen ließ.
Das Ersatzkonzept sah einen Bahnverkehr zwischen Passau und Röhrnbach vor. In Röhrnbach bestand Anschluss an zwei Busse, die die Verbindung nach Waldkirchen, Freyung, Tschechien und zum Nationalpark aufrecht erhielten. Dabei mussten wir feststellen, dass ein Großteil der Fahrgäste ihre Ausflüge auf die Eisenbahn beschränkte. Ein weiterer Beweis für die Vorzüge der Schiene im öffentlichen Nahverkehr. Es zeigte sich aber auch, dass die fehlende Direktverbindung nach Waldkirchen und Freyung einen deutlichen Fahrgastrückgang nach sich zog.
Trotz der genannten Herausforderungen konnten wir auch einige Erfolge verbuchen. An erster Stelle, dass wir wieder tausende Fahrgäste sicher durch das Ilztal befördern konnten, und das mit großer Zuverlässigkeit. Keine Selbstverständlichkeit für eine rein im Ehrenamt betriebene Eisenbahn.
In Kooperation mit der Granitbahn und den Passauer Eisenbahnfreunden konnten wir an insgesamt drei Sonntagen im August und September eine Verbindung von Röhrnbach bis Passau-Rosenau anbieten. Die Fahrten waren ein großer Erfolg und ein öffentlichkeitswirksamer Ausblick auf ein mögliches S-Bahn-Netz für die Region Passau. Spannend sind vor diesem Hintergrund die Planungen, einen autonomen Minibus ausgerechnet auf der Strecke der Granitbahn zwischen Passau-Voglau und Passau-Grubweg einzurichten. Natürlich ist jeder Ausbau des ÖPNV zu begrüßen, andererseits stellt sich die Frage, warum man die autonomen Fahrzeuge nicht direkt auf den vorhandenen Schienen fahren lässt. Immerhin soll die Befahrbarkeit des Gleises erhalten bleiben, sodass weiterhin Züge verkehren können.
Fortschritte gab es 2021 auch im Bereich des Marketings. Wir haben es geschafft, die Ilztalbahn-Ausflugstipps in das Tourenportal „Outdooractive“ zu integrieren. Unsere Fahrgäste haben damit die Möglichkeit, die Ausflüge mit der Ilztalbahn besser zu planen. Dafür stehen zu jeder Route umfangreiche Karten, Beschreibungen und Bilder zur Verfügung, die exportiert oder ausgedruckt werden können. Haben Sie das neue Portal schon ausprobiert?
Nach Ende der Sommerferien standen wir vor einem Problem, da uns unsere Partner Agilis und Waldbahn aufgrund von Fahrzeugengpässen keine modernen Fahrzeuge zur Verfügung stellen konnten. Hilfe kam prompt von den Passauer Eisenbahnfreunden, die die restliche Saison mit dem historischen Schienenbus das Angebot auf der Ilztalbahn sicherstellen konnten. Gewisse Abstriche in der Barrierefreiheit und den Fahrradmitnahmekapazitäten gleicht der Schienenbus mit dem unvergleichlich gemütlichen Flair der 60er Jahre aus. Danke für die fortwährende Unterstützung!
Auch an anderer Stelle konnten uns die Eisenbahnfreunde unter die Arme greifen: Durch den Brückenschaden war unser Baufahrzeug im oberen Streckenabschnitt eingeschlossen. Somit stand uns kein Fahrzeug für dringend erforderliche Arbeiten an der Infrastruktur zwischen Passau und Röhrnbach zur Verfügung. Die Lösung war eine Lok aus dem Bw Passau: die Köf III der Eisenbahnfreunde in Kombination mit einem K-Wagen wurde zum Ilztalbahn-Bauzug und leistete uns treue Dienste.
An dieser Stelle muss ganz besonders die großartige Arbeit unserer Infrastrukturabteilung hingewiesen werden. Ohne die unermüdliche und oft körperlich anstrengende Arbeit könnte kein Zug auf der Ilztalbahn fahren. Vom Vegetationsrückschnitt über Arbeiten an Gleis, Ober- und Unterbau bis zu den vorgeschriebenen Dokumentationen und Vermessungen wurden auch 2021 wieder tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. Auch an dieser Stelle der kurze Hinweis, dass wir immer auf der Suche nach Helferinnen und Helfern sind.
Zum Abschluss der Saison konnten wir dann noch eine Fahrzeugpremiere auf der Ilztalbahn feiern: Erstmals kam der Esslinger Triebwagen VT 07 der Wanderbahn im Rahmen eines Vereinsausflugs auf die Ilztalbahn. Ein tolles Symbol für unseren Austausch mit der Wanderbahn, die gemeinsam mit dem Verein GoVit die Reaktivierung der Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach durchsetzen konnte.
Das schöne Foto vom VT 07 schmückt auch den Titel unseres Ilztalbahn-Kalenders 2022, für den wir erstmals einen Fotowettbewerb ins Leben gerufen haben. Aus zahlreichen Einsendungen haben wir die dreizehn schönsten Fotos ausgewählt und einen ganz besonderen Kalender gestaltet. Restexemplare sind in unserem Onlineshop erhältlich.
Am Ende blicken wir optimistisch auf die nächste Saison: Der Sanierungsplan für die Brücke in Schiefweg steht, sodass wir mit großer Wahrscheinlichkeit wieder die gesamte Ilztalbahn befahren können. Auch hoffen wir, dass wir im Mai pünktlich in die Saison starten können, sofern Corona uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Und wir planen bereits die Saison 2023, in der die Ilztalbahn mit der Landesgartenschau in Freyung vor der wahrscheinlich größten Herausforderung der letzten 50 Jahre steht.
Die Saison 2021 in Zahlen:
- Nur 24 Fahrtage sind uns wegen Corona und Brückenschaden geblieben, Saisonstart war am 31. Juli, Saisonende am 17. Oktober.
- Besonderer Dank gilt den Passauer Eisenbahnfreunden, die uns an 10 Fahrtagen den historischen Schienenbus zur Verfügung gestellt haben. An den übrigen 14 Fahrtagen (Sommerferien) konnten wir von Agilis ein Regioshuttle mieten.
- An jedem Fahrtag sind wir zwischen Passau und Röhrnbach etwa 305 km gefahren. Das entspricht bei 24 Fahrtagen einer Fahrleistung von etwa 7.300 Kilometern. Dazu kommen noch hunderte Kilometer, die wir mit Baufahrzeugen zur Instandhaltung der Strecke zurückgelegt haben. Am Ende hätten wir also auch die Entfernung von Moskau nach Wladiwostok auf der Transsibirischen Eisenbahn zurücklegen können. Haben wir aber nicht, weil uns das Ilztal auch ganz gut gefällt.
In diesem Sinne: Bis bald im Zug!
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