Vegetationsarbeiten entlang der Strecke

Auch im Winterhalbjahr gibt es für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Ilztalbahn viel zu tun. Im Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende Februar finden entlang der Bahnstrecke von Passau nach Freyung umfangreiche Vegetationsarbeiten statt.

Samstag, 8:00 Uhr Morgens: Treffpunkt in Waldkirchen am Bahnhof. Der Arbeitstrupp bespricht bei einer Tasse Kaffee den bevorstehenden Einsatz. Heute steht die Fällung mehrerer Bäume bei Streckenkilometer 48,6 auf dem Plan. „Bei dem letzten Kontrollgang war aufgefallen, dass mehrere Bäume bereits Schäden aufweisen, teilweise einzelne morsche Äste herabfallen und dadurch ein Umstürzen der Bäume auf die Bahnstrecke nicht mehr ausgeschlossen werden kann“, so Reinhard Fildhuth, zuständig für den sicheren Bahnbetrieb auf der Ilztalbahn.

Doch bevor es auf die Strecke geht, muss erst das Gleis gesperrt und ein sogenanntes „Baugleis“ eingerichtet werden. Erst danach dürfen die Baufahrzeuge wie Zweiwegebagger oder Bauzug auf die Strecke fahren. Während die Gleissperrung beantragt wird, werden vom Arbeitstrupp noch die benötigten Werkzeuge geprüft und zum Transport fertig gemacht. Auch der Zweiwegebagger, der diesmal zum Einsatz kommt, muss noch betankt werden.

Es geht auf die Strecke!

Dann kann es los gehen: „Mit jetziger Uhrzeit, 8:30 Uhr ist die Strecke gesperrt und es wird die Freigabe zur Arbeit erteilt.“ Zügig macht sich der Arbeitstrupp mit dem Zweiwegebagger auf den Weg zur Einsatzstelle Richtung Freyung.

Dort angekommen, wird erst nochmal die Örtlichkeit geprüft. Wie können die Bäume möglichst sicher gefällt werden? „Man muss immer alles im Blick haben!“, so Hans Madl-Deinhart, Vereinsvorsitzender des Fördervereins Ilztalbahn e. V., der auch selbst regelmäßig an der Strecke mit anpackt. „Oft haben wir es neben dem Gleis mit steilen Böschungen zu tun, da muss man doppelt vorsichtig sein“. Die Motorsägen laufen und der erste Baum fällt, wie vorher geplant, genau quer über das Gleis. Ein weiterer Kollege zerschneidet dann den gefällten Baum in 2-3 Teile, damit dieser vom Zweiwegebagger gut aufgenommen werden kann. „Ohne die Unterstützung durch den Bagger wären wir in vielen Situationen aufgeschmissen. Über 46km Bahnstrecke links und rechts Freischneiden und das Holz abtransportieren ist ohne schweres Gerät nicht zu schaffen“, erklärt Christoph Fleissner, örtlicher Betriebsleiter, der heute den Einsatz koordiniert. „Vor allem im schwierigen Gelände oder wenn sich einzelne Bäume ineinander verkeilen, leistet der Bagger einen großen Beitrag zum sicheren Arbeiten.

„Stück für Stück geht es voran. Immer mit maximaler Konzentration und Vorsicht, damit keine Fehler passieren. „Es ist sehr wichtig, dass bei solchen Arbeiten alle gut miteinander vor Ort kommunizieren. Jeder muss wissen, was der andere macht.“

Was passiert mit dem Holz?

Gleichzeitig ist der Zweiwegebagger mit dem Abtransport vom anfallenden Holz beschäftigt. An geeigneten Stellen neben dem Gleis wird das Holz auf großen Haufwerken gesammelt. Oft türmen sich meterhoch die Baumstämme und Äste. „Es ist oft kaum zu glauben, welche Mengen an Holz auf wenige 100m Strecke zusammenkommen“, so Reinhard Fildhuth. „Das geschnittene Holz wird nach Abschluss der Arbeiten zu Hackschnitzel verarbeitet, die dann durch die Ilztalbahn GmbH an lokale Abnehmer verkauft werden. Neben einer freigeschnittenen Ilztalbahn-Strecke leisten wir also auch einen kleinen Beitrag in der regionalen Energieversorgung. Alleine im Dezember 2024 wurden knapp 3000 Kubikmeter „Ilztalbahn-Holz“ zu Hackschnitzel verarbeitet.“

Ein langer Arbeitstag

Gegen 15:00 Uhr ist dann das Tagesziel erreicht. Doch zu Ende ist der Einsatz noch nicht, wenn die Motorsägen verstummen. Bis der Bagger alle Stämme und Äste abgefahren hat, dauert es noch etwas. Auch bleiben meist kleinere Äste sowie Blätter im Gleis liegen, die noch aufgeräumt werden müssen. Mit Rechen und Laubbläser wird die Arbeitsstelle gereinigt. Ebenso muss das ganze Werkzeug zur Rückfahrt verladen werden. „Meist nimmt die Vorbereitung, Anfahrt zur Arbeitsstelle und die Wartung der Werkzeuge und Maschinen fast schon ein Drittel der ganzen Arbeit aus, je nachdem welche Arbeiten an welchem Einsatzort geplant sind“, so Hans Madl-Deinhart. Doch auch der längste Einsatz ist irgendwann vorbei und gegen 17:30 Uhr heißt es dann „Geschafft!“. Der Bagger ist wieder abgestellt, das Werkzeug in der Werkstatt an seinem Platz und alle Mitarbeiter erschöpft aber froh, wieder ein Stück vorangekommen zu sein. „Nächste Woche geht’s wieder weiter!“

Ein neuer Zweiwegebagger?

„Es ist eine Sisyphusarbeit, man wird nie fertig“, so Christoph Fleissner. „Es ist Jahr für Jahr eine Herausforderung, die Ilztalbahn auf ehrenamtlicher Basis zu betreiben. Doch wir haben eine sehr motivierte Truppe. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie man dann doch immer wieder Dinge schafft, die man vorher für nicht möglich gehalten hätte. Ein Sorgenkind gibt es aktuell jedoch: Unser Zweiwegebagger ist nicht mehr der Jüngste, er hat seine Arbeit eigentlich schon getan. Das zeigt sich an den doch mittlerweile häufig erforderlichen Reparaturen, die angesichts der schwierigen Ersatzteillage zunehmend aufwändig und damit auch kostenintensiv werden. Gleichzeitig sind die Einsätze auf der Ilztalbahn für den Bagger sehr fordernd, da einfach die Motorisierung eines so alten Geräts für unsere Arbeiten nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Ebenso können zahlreiche Anbaugeräte, die es heute standardmäßig gibt, nicht mit unserem Bagger betrieben werden. Daher träumen wir schon länger von einem neuen Zweiwegebagger. Doch die Finanzierung gestaltet sich schwierig, da entsprechende Zweiwegebagger im gebrauchten aber noch gutem Zustand schon um die 100.000 € kosten. Wir hoffen, dass wir mittelfristig eine Lösung finden, die ohne Unterstützung von vielen wohl nicht möglich sein wird“

Für Unterstützung jeglicher Art, sei es helfende Hände an der Strecke, bei der Wartung und Reparatur von Anlagen und Maschinen oder aber auch finanzieller Art, beispielsweise eine Spende an den Förderverein Ilztalbahn e.V. freuen wir uns natürlich jederzeit!

Mehr Infos unter www.ilztalbahn.eu/mitmachen

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert