Ein Nachruf auf das Donau-Moldau-Ticket

Von 2011 bis 2023 konnten unsere Fahrgäste eine ganz besondere Verbundfahrkarte erwerben: Das Donau-Moldau-Ticket ermöglichte Ausflüge auf einem großen Streckennetz von Passau bis Budweis. Mit Ende der Saison haben wir den Verkauf eingestellt, da es einen Nachfolger gibt.

Das Donau-Moldau-Ticket war das Ergebnis des Kerngedankens unseres Projektes: Im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich wollten wir das Grenzüberschreitende Reisen vereinfachen. Kern des Verbunds war die Buslinie zwischen Waldkirchen und Nové Údolí, die heutige Linie 606. Mit einem abgestimmten Fahrplan waren Tagesausflüge z. B. von Passau nach Budweis und umgekehrt problemlos möglich. In seiner größten Ausdehnung waren mit dem Donau-Moldau-Ticket um das Jahr 2014 Fahrten bis nach Pisek und Lipno sowie im Bayerischen Wald bis zum Rachel möglich.

Mit einem Preis von 44 € für eine Familienfahrkarte (zwei Erwachsene) war das Donau-Moldau-Ticket preislich unschlagbar und sehr attraktiv, galt es doch an bis zu vier aufeinanderfolgenden Tagen für eine Hin- und Rückfahrt. Nicht zu verwechseln war unser Donau-Moldau-Ticket übrigens mit dem Donau-Moldau-Ticket der ÖBB, das einen ähnlichen Geltungsbereich in Tschechien, jedoch nicht in Deutschland hatte.

Partner im Donau-Moldau-Verbund waren zu Beginn die Ilztalbahn, die Tschechische Staatsbahn České dráhy (ČD) und die RBO als Betreiber der Anschlussbusse. Zwischen diesen Partnern bestand eine gegenseitige Anerkennung der Fahrkarten. In der Ilztalbahn wurden daher auch entsprechende tschechische Fahrkarten anerkannt. Eine erste Hürde für den Donau-Moldau-Verbund war der Betreiberwechsel in Tschechien. 2016 übernahm der private Betrieber GW Train Regio die Verkehre in Südböhmen. Es gelang uns, auch mit GW Train eine neue, vergleichbare Vereinbarung auszuhandeln, was allerdings den Geltungsbereich in Tschechien auf die drei sternförmig von Nové Údolí ausgehenden Strecken beschränkte.

2015 wartet der Anschlussbus in Waldkirchen auf Fahrgäste nach Nové Údolí. Lange wurde die Linie vom Haidmühler Busunternehmen Riedl betrieben. Einige knappe Anschlüsse und Verspätungen konnten wir in dieser Zeit gemeinsam einhalten und unsere Fahrgäste (fast) immer pünktlich ans Ziel bringen. Wir bedanken uns für die langjährige gute Zusammenarbeit!

Das Donau-Moldau-Ticket war ein Erfolg, auch wenn die Fahrgastzahlen immer überschauber blieben. Im Schnitt brachten wir in den ersten Jahren bis 2015 wohl etwa 500 Fahrgäste jährlich nach Tschechien. Das ist insofern beachtlich, da die Reise mit Ilztalbahn, Bus und tschechischer Bahn doch ein gewisses Abenteuer darstellt, für das man nicht jeden Fahrgast begeistern kann.

Drastisch gingen die Verkaufszahlen des Donau-Moldau-Tickets durch eine Anpassung der vom Landkreis finanzierten Busverkehre im Jahr 2021 zurück. Plötzlich waren Tagesausflüge nach Krumau (das Hauptreiseziel mit vermutlich 80 % der verkauften Donau-Moldau-Tickets) nicht mehr sinnvoll möglich. Jede Intervention unsererseits scheiterte am Willen des Landkreises, den Dreisessel als Ausflugsziel in den Linienverlauf der Linie 606 zu integrieren.

Doch wie geht es mit der Verbindung nach Tschechien weiter? Als Nachfolger des Donau-Moldau-Tickets verkaufen wir im Zug das neue Bayerwald-Tagesticket+CZ, das mit seinem Gültigkeitsbereich etwa von Röhrnbach bis Krumau ähnliche Ausflüge ermöglicht. Für die Fahrt mit der Ilztalbahn z. B. von Röhrnbach bis Passau muss zusätzlich bezahlt werden. Trotz der immer noch nicht auf die Bahnanschlüsse optimierten Buslinie 606 ermöglicht diese Fahrkartenkombination aufregende Tagesausflüge für Fahrten im Dreiländereck. Für die Fahrt nach Krumau sollten Sie 2024 eine Übernachtung in Tschechien einplanen. Bitte beachten Sie auch den kleineren Geltungsbereich in Tschechien, auf der Strecke Richtung Budweis ist beispielsweise in Plešovice Schluss.

Der wunderbar ausgebaute Kombibahnsteig Bahn/Bus in Nové Údolí wird derzeit gar nicht genutzt. Grund ist angeblich die baufällige Grenzbrücke zwischen Haidmühle und Nové Údolí und/oder der Unwille eine Regelung für grenzüberschreitende Fahrten zu finden. Fahrgäste werden so zu einem Fußmarsch von 200 m und einen Ein- bzw. Ausstieg an einer nicht ausgebauten Bushaltestelle gezwungen. Und das mitten in Europa…

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert