Geschichten aus zehn Jahren Ilztalbahn | Teil 1

2020 und 2021 feiert die Ilztalbahn das zehnjährige Jubiläum der Betriebsaufnahme. In zehn Jahren haben wir über 300.000 Fahrgäste befördert und dabei natürlich viel Erlebt. Zeit für einen Rückblick, Teil 1:

Ein Auto im Gleis

2012 war unsere erste volle Saison und ein riesiger Erfolg. Doch nicht nur wir, sondern auch manche Anwohner mussten sich erst an die Ilztalbahn gewöhnen.

Aus Passau kommend führt kurz nach dem Haltepunkt Tiefenbach ein Feldweg direkt am Gleis entlang. Und auf diesem Feldweg stand ein Auto, so nahe am Gleis, dass ein Vorbeikommen nicht mehr möglich war. Der Autofahrer oder die Autofahrerin hatte offenbar die Breite unseres Zuges unterschätzt, hatte den Wagen aber abgestellt und war verschwunden. Zum Glück konnten wir uns gut bemerkbar machen (wozu ist die Pfeife sonst da?) und nach ein paar Minuten erschien zwar nicht der Besitzer, aber immerhin jemand mit Schlüssel. „Man sei beim Holzeinschlagen und hätte nicht mit einem Zug gerechnet!“ Weitergekommen wären wir so und so, mit Hilfe unserer Fahrgäste hätten wir das Auto schon weggehoben.

Die Perspektive täuscht, wir hätten nicht vorbeigepasst. Und riskieren wollten wir es auch nicht, der schöne grüne Lack…


Die vergessenen Zugbegleiter

Am Bahnhof Waldkirchen ist der Betriebsmittelpunkt der Ilztalbahn. Unsere Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter müssen also häufig aussteigen und zum Empfangsgebäude laufen um etwas aus dem Bahnhof holen oder sich mit dem Bahnhofsdienst abzusprechen. Dafür sind im Fahrplan auch ein paar Minuten vorgesehen.

Doch was, wenn diese Zeit nicht ausreicht? Kein Problem, der Lokführer weiß das ja, der Zug wird ja nicht ohne Zugbegleiter fahren. Meistens jedenfalls… Bei uns ist der Lokführer gleichzeitig der Zugführer. Ein Abfahrtssignal mit Pfiff und Kelle gibt es also nicht mehr. Wenn dann die Absprache nicht klappt, kann der Zug auch einmal ohne Zugbegleiter losfahren.

Es gehört quasi zur „Aufnahmeprüfung“ für unsere Zugbegleiter dazu, einmal in Waldkirchen vergessen worden zu sein. Große Auswirkungen hat das meistens nicht, der Bahnhofsdienst hat ein Auto, über Telefon ist der Zug schnell verständigt und kann in Röhrnbach kurz auf den Nachzügler oder die Nachzüglerin warten.

Zug verpasst? Passiert jedem einmal, auch unserem Personal!


Die Reisegruppe aus Israel

Jedes Wochenende befördern wir tausende Fahrgäste aus Nah und Fern, natürlich kann man sich da nicht mehr an alle erinnern. Im Herbst 2015 hatten wir allerdings eine ganz besondere Gruppe im Zug. Nachmittags um 14 Uhr stieg in Passau eine Gruppe von etwa 20 älteren Fahrgästen mit viel Gepäck ein. Tonnenweise Gepäck. Das Gepäck haben wir dann im Mehrzweckbereich gestapelt und dabei erfahren, dass die Reisegruppe einen weiten Weg hinter sich hatte. Von Israel ging es zum Münchner Flughafen, von dort mit Bus und Regionalexpress nach Passau, mit der Ilztalbahn nach Freyung und mit dem Anschlussbus in die Gegend von Hohenau zu einem Semniar (dessen genauen Inhalt leider nicht mehr bekannt ist).

Wir haben unseren besonderen Gästen die Geschichte und die Besonderheiten der Strecke und die Landschaft entlang von Ilz, Wolfsteiner Ohe und Osterbach natürlich persönlich erklärt. Und die Begeisterung über die unberührte Flusslandschaft war groß. Wir hoffen nachträglich, dass der Aufenthalt und die Rückfahrt (leider unter der Woche ohne Ilztalbahn) gut verlaufen sind. Bis zum nächsten Mal!

Das Gepäck wird ausgeladen (ein Teil ist noch im Zug!)

Diese Geschichten sind ein Beweis dafür, dass eine verlässliche Bahnverbindung wichtig für den unteren Bayerischen Wald ist. Vielleicht ändert sich ja in den nächsten 10 Jahren endlich die Einstellung der Politik zur Bahn?

 

Sie haben auch eine schöne Geschichte in der Ilztalbahn erlebt? Wir freuen uns über Ihren Bericht!