Verbände fordern Ilztalbahn-Reaktivierung mit höchster Priorität
Mit großem Medienecho haben VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) und Allianz pro Schiene die aktuelle Reaktivierungsliste als das „Comeback der Schiene“ vorgestellt. „Mit der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken können wir den jahrzehntelangen Rückzug der Schiene aus der Fläche stoppen und umdrehen. Das ist ein Erfolgsrezept für einen besseren Verkehrsmix in der Zukunft.“ (Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene)
Die Liste enthält 238 Strecken mit insgesamt 4.016 km Länge und schließt damit 291 Städte und Gemeinden mit mehr als 3 Millionen Menschen wieder an das Schienennetz an.
Aufgeführt sind auch alle Mittelzentren ohne regelmäßigen SPNV oder Schienenanschluss. Mit dabei natürlich Waldkirchen und Freyung.
Die Ilztalbahn ist auf der Reaktivierungsliste als Projekt mit höchster Prioriät und schneller Umsetzung aufgeführt. Schließlich erhält die Ilztalbahn GmbH seit inzwischen zehn Jahren die wertvolle Infrastruktur. Ebenfalls enthalten ist die Vorwaldbahn Kalteneck – Deggendorf (Status: in Prüfung) und Regentalbahn Gotteszell – Viechtach, schließlich findet dort bisher nur ein Probebetrieb statt.
Überblick über die Reaktivierungsvorhaben in Niederbayern (Quelle: VDV)
Der VDV listet fünf Gründe für die Reaktivierung von Bahnstrecken auf, die sich 1:1 auf die Ilztalbahn übertragen lassen:
Geringerer Aufwand als kompletter Neubau
Wurde in der Vergangenheit der Personenverkehr auf einer Bahnstrecke eingestellt, bedeutete das nicht automatisch, dass auch die Streckeninfrastruktur stillgelegt und abgebaut wurde. In vielen Fällen wurden die Gleise zum Beispiel vom Güterverkehr weiter genutzt. In diesem Fall kann den Regelbetrieb auch für den Personenverkehr meist ohne großen Aufwand wieder aufgenommen werden.
Aber selbst wenn die Gleise abschnittsweise abgebaut wurden, ist die Reaktivierung von Bahnstrecken häufig günstiger, als ein kompletter Neubau. Dies ergibt sich daraus, da die Trassen-Flächen und Bahndämme meist noch vorhanden sind. Werden diese genutzt, kann der Aufwand bei der Reaktivierung minimiert werden.
Steigende Nachfrage bei der Eisenbahn
Die Eisenbahnen in Deutschland eilen von einem Fahrgastrekord zum nächsten. Auch nach Corona ist nicht absehbar, dass die Deutschen weniger reisen werden. Damit aber nicht nur gut erschlossene Ballungsräume von den Vorteilen der Bahnen profitieren, muss auch das Schienennetz in die Breite wachsen.
Immer wieder zeigt sich: Sobald Bahnstrecken reaktiviert und wieder regelmäßige Zugverbindungen angeboten werden, nutzen die Menschen diese Angebote. So kann die Reaktivierung von Bahnstrecken dazu beitragen, die Umwelt zu schonen. Wer Zug fährt, sitzt in diesem Moment schon einmal nicht mehr im Auto.
Bessere Anbindung von Orten und Regionen
Unzählige Studien haben bereits gezeigt, dass ein an den Bahnverkehr angeschlossener Bahnhof die Attraktivität von Orten und Gemeinden für die Bevölkerung und die Wirtschaft erhöht. Durch die Reaktivierung von Bahnstrecken können viele Ortschaften und Regionen in Deutschland schnell und kostengünstig profitieren. So bringt die Eisenbahn Lebensqualität in ländliche Regionen und schafft Freiheit: Moderne Mobilität braucht keinen Führerschein.
Reaktivierte Bahnstrecken ergänzen bestehende Linien. So entstehen neue Verbindungen und auch neue Haltepunkte in der Fläche, die für Pendler, aber beispielsweise auch touristisch relevant sein können. Damit sorgt die Schiene auch für eine Entlastung der Straßen: Wo attraktive Zugverbindungen verkehren, steigen die Menschen gern vom Auto auf die Bahn um.
Grenzüberschreitende Verbindungen
Die Eisenbahn wurde (und wird) leider häufig als nationales Projekt gesehen. Das schlägt sich in Sprachanforderungen für Lokführer, unterschiedlichen Systemen der Stromabnehmer und natürlich auch bei stillgelegten Eisenbahnstrecken nieder. Grenzregionen haben häufig Probleme mit der Anbindung an die nationale Infrastruktur, dies zeigt sich auch bei vermeintlich unwichtigen Verbindungen zu unseren europäischen Nachbarn.
Erstaunlicherweise spielen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr auch die Weltkriege noch eine Rolle: Manche Verbindungen wurden zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Durch die Reaktivierung von Bahnstrecken kann die Eisenbahn hier ihren schönsten Zweck erfüllen – und Menschen über Grenzen hinweg verbinden.
Güterverkehr für die Fläche
Der Güterverkehr profitiert durch die verbesserte Stabilität des Schienennetzes von reaktivierten Bahnstrecken. Aber nicht nur das. Die Reaktivierung von Bahnstrecken kann auch dafür sorgen, dass Gewerbegebiete an das Schienennetz angeschlossen werden. So können Unternehmen ohne großen Aufwand auf die Schiene setzen – und mit einem Güterzug bis zu 140 Lkw ersetzen.
Die Ilztalbahn hofft, dass die Region endlich die Potenziale der Bahn voll anerkennt und sich, wie von den Verbänden empfohlen, für eine schnelle Reaktivierung einsetzt!
Quellen:
https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/reaktivierung-bahnstrecken/
Als PDF: https://www.vdv.de/reaktivierung-von-eisenbahnstrecken-2020.pdfx
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-727663.html
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