Mehr Bahn im Bayerwald: BEG schreibt Wald- und Oberpfalzbahn aus
Während die Ilztalbahn in der Winterpause ist und die Vorbereitungen für die nächste Saison laufen, gibt es zumindest für die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bestellten Strecken neues zu vermelden.
Mit der Bekanntmachung der Ausschreibung für die Strecken der Waldbahn (Zwieseler Spinne) und der Oberpfalzbahn (Strecken um Cham und Naabtalbahn) sind mit den neuen Verkehrsverträgen Verbesserungen zu erwarten. Ab Ende 2025 werden die heute allesamt von der Länderbahn (Regentalbahn/Netinera) betriebenen Strecken in zwei Lose aufgeteilt vergeben. Das Los 1 umfasst die Stecken in der Oberpfalz während das Los 2 die Linien in Niederbayern betrifft.
Besonders interessant aus Sicht der Ilztalbahn sind die Eventualposten Burglengenfeld – Maxhütte-Haidhof in Los 1 und Gotteszell – Viechtach in Los 2. Bei beiden Strecken ist eine Bestellung eines Stundentakts enthalten, die aber nur eingelöst wird, wenn die Reaktivierung erfolgt ist. Über die strengen Kriterien für die Reaktivierung haben wir bereits in einem vorangegangenen Blogeintrag berichtet. Bei der Strecke nach Burglengenfeld ist das größte Hindernis eine entsprechende Aufrüstung der Infrastruktur. Die prognostizierten Zahlen (siehe BEG – Reaktivierung Maxhütte-Haidhof – Burglengenfeld) und die Nähe zu Regensburg sind starke Indikatoren, dass hier eine Reaktivierung Realität wird. Es bleibt zu hoffen, dass Reaktivierung nicht verschleppt wird, wie viele andere Projekte der Eisenbahn in Deutschland. Erinnert sei hier an das über zwanzig Jahre laufende hin- und her zur Wiederrichtung der Station Regensburg-Walhallastraße, das immer noch nicht beendet ist.
Schwieriger sieht es für die Reaktivierung der Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach aus. Nach dem zweijährigen Probebetrieb folgte die Verwirrung um das plötzliche Aus nach der Ankündigung aus München (siehe SZ – Warten auf die Glanzzeit). Nunmehr läuft der Betrieb weiter bis die Verbundstudie abgeschlossen ist. Es ist aber noch nicht gesichert, dass die Strecke in einen regulären Betrieb übergeht. Es bleibt zu hoffen, dass die Strecke eine Zukunft hat und dass der Verein GoVit nicht mehr lange für eine gesicherte Bestellung kämpfen muss.
Des Weiteren wird in den Informationen zur Ausschreibung auf eine Verbesserung des Angebots genannt, die aber bereits im laufenden Verkehrsvertrag mit der Länderbahn umgesetzt wird. Die baulichen Maßnahmen an der Strecke Zwiesel – Grafenau sollen bis Jahresende vollständig umgesetzt sein und die Reisenden dürfen sich dann über einen Stundentakt freuen. Letztlich beschränkt sich das Potenzial für Verbesserungen mit dem neuen Verkehrsvertrag auf kleinere Verbesserungen wie die Schließung von Taktlücken auf der Strecke Plattling – Bayerisch Eisenstein. Noch etwas auf sich warten lässt der Stundentakt auf der Strecke Cham – Bad Kötzing – Lam. Sofern die entsprechenden Maßnahmen zur Fahrzeitreduzierung auf dem Abschnitt der DB Netz AG (Cham – Bad Kötzting) abgeschlossen sind, kann dank des neuen Verkehrsvertrags für Los 1 diese Angebotsverdichtung im „Obern Woid“ erfolgen.
Interessante Neuerungen, nicht im Sinne der Bedienungshäufigkeit aber in der Technik, sind erst nach Ablauf der Vertragsdauer für Los 2 zu erwarten. Ab 2025 bis zum geplanten Ende der Laufzeit werden Neu- und Gebrauchtfahrzeuge mit Dieselantrieb zugelassen. Damit wäre ein Zuschlag an die Länderbahn möglich und die Regioshuttle (BR 650), könnten noch weiter genutzt werden. Ein Betreiberwechsel ist aber nicht ausgeschlossen, da in den Unterlagen auch von einem anderen Bieter mit entsprechenden Gebrauchtfahrzeugen ausgegangen wird.
Ab ca. 2030 visiert die BEG auf der Zwieseler Spinne eine Umstellung auf „Akku-Oberleitungs-Hybrid-Fahrzeuge“ an. Dafür werden laut BEG in einer Studie derzeit die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen untersucht, welche dafür notwendig sind. Ohne genaue Kenntnis der Strategie lässt sich nur mutmaßen. Denkbar wäre eine Elektrifizierung der Hauptstrecke Plattling – Bayerisch Eisenstein und Schaffung von Lademöglichkeiten an bestimmten Punkten auf den Nebenstrecken (z. B. Grafenau).
Eine ähnliche Vorgehensweise ist auch für die Nebenbahnen um Cham angedacht, wegen der längeren Vertragslaufzeit allerdings erst nach den Waldbahnstrecken. Ein Faktor ist dort sicher auch der geplante Ausbau der heute von der Länderbahn mit dem „alex“ bedienten Verbindung München – Prag (siehe BEG – Studie München – Prag).
Es bleibt zu hoffen, dass die BEG spätestens für den übernächsten Verkehrsvertrag der Zwieseler Spinne ab etwa 2030 eine Ergänzung vornimmt und die Ilztalbahn wieder in den Regelverkehr überführt. Egal ob als „Untere Waldbahn“ oder als „langer Strahl“ des Liniensterns Mühldorf, ein regulär bestellter und bezahlter elektrischer Zugverkehr von Passau in den „Untern Woid“ wäre echtes politisches Handeln für den Klimaschutz und eine Lebenswerte Zukunft im „ländlichen Raum“. Oder wie Goethe es formulieren würde:
„Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn.
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